Ein lautes Krachen lässt mich aufschrecken und noch ehe ich weiß, was los ist, werde ich vom Bett gezerrt.
»Was –« Ich bin so perplex, dass ich mich erst einmal nicht orientieren kann und kein Gleichgewicht finde.
Erst dann wird mir voll und ganz bewusst, dass mir jemand unangenehm die Arme auf den Rücken gedreht hat. Und dass Dominik dieser Jemand nicht sein kann, denn der steht vor mir und sieht mich wütend an, während er mit einem Papierfetzen vor meiner Nase herumfuchtelt.
»Du dachtest wohl, dass du mich täuschen kannst, Gino.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, erwidere ich halb ärgerlich. Denn das habe ich wirklich nicht. Was soll der Zirkus? Und wer hält mich fest?
»Das weißt du nicht, nein?« Er verschwindet aus meinem Blickfeld und kommt mit den zwei Umschlägen zurück, die ich vorhin auf dem Tisch gefunden habe. »Im Ausgeben bist du gut, aber das Geld zurückzuzahlen, ist nicht so schön?«
Oh, das ist Teil seines Spiels? Aber wer ist –
»Antworte!«, fordert er laut und ich zucke tatsächlich zusammen. Seine dunklen Augen lodern und mein Herz beginnt zu rasen.
»Ich … ich bin beklaut worden«, fabuliere ich wild, weil mir sonst nichts anderes einfällt. Witzig finde ich die Situation gerade nicht, denn meine Arme schmerzen bereits, weil mich dieser andere Kerl so fest im Schwitzkasten hat.
»Oh, wie praktisch«, antwortet Dominik und kommt weiter auf mich zu. Nase an Nase bleibt er vor mir stehen. »Und von wem?«
Dieses erdige Aftershave raubt mir gerade den letzten Nerv. »Dein Bodyguard.« Immerhin hält der mich ja auch fest.
Dominik stutzt kurz und wirft einen schnellen Blick an mir vorbei auf den Typen. Dann schüttelt er den Kopf. »Dass du dich nicht schämst, meine rechte Hand derart zu beleidigen.« Schmerzhaft fest greift er an mein Kinn und dreht meinen Kopf. »Was mache ich nur mit dir?«
»Sir, wenn ich etwas anmerken darf?« Der Klotz hinter mir redet und natürlich nickt Dominik ihm zu. »Er hat mir seinen Hintern angeboten, wenn ich ihm dreitausend Euro vorstrecke.«
»Ist das –«
»Das stimmt nicht!« Ich versuche, mich aus der Umklammerung zu winden. Als würde ich mich einfach irgendjemandem an den Hals werfen!
»Wie eine rollige Katze«, bekräftigt das Arschloch, dessen Stimme ich als die von Pat erkenne, und macht mich damit so wütend, dass ich ihm auf die Füße trete.
Er keucht auf, lässt mich allerdings nicht los, sondern drückt mich bäuchlings auf das Bett. »Du kleine Made, ich werde dir eine Lektion erteilen!«
»Stopp!«, sagt Dominik und der Druck auf meinem Oberkörper lässt geringfügig nach. Dafür befühlt jemand meinen Hals und ehe ich etwas sagen kann, wird meine Krawatte geöffnet. »Halt seine Hände überkreuz.«
Was sie machen, ist nicht schwer zu erraten, und tatsächlich kann ich meine Hände kurz darauf nicht mehr auseinanderbewegen. Ich versuche erneut, mich zu befreien. Eigentlich können die beiden auch allein weitermachen. Wer hat überhaupt gesagt, dass ein Dritter dabei sein darf?
»Dann wollen wir mal sehen.« Dominiks Stimme ist ganz nahe an meinem Ohr und ich versuche, meinen Kopf weiter zu ihm zu drehen. »Wenn du so scharf darauf bist, deine Schulden …«, er grinst anzüglich, »abzuarbeiten, dann sollte ich das Angebot vielleicht annehmen.«
»Wehe, du fasst mich an!«
»Was passiert dann?« Der Mistkerl greift in meine Haare und zieht meinen Kopf nach hinten. »Wirst du dich zur Rache wie ein Wurm auf dem Bett bewegen?« Er lässt wieder los und lacht gehässig. »Sehr gut, das würde mir gefallen.«